Luftschiff

[404] Luftschiff (s. auch Ergbd. I unter Ger�stluftschiffe, Luftschiffe).

Starrluftschiff.

Als grundlegende Fortschritte in der gewaltigen Entwicklung des deutschen Starrluftschiffbaues sind zu nennen:

1. F�r den Luftwiderstand g�nstige Form. Aus Gr�nden praktischer Natur (Auftriebsverteilung, Bauweise) war die Verwendung der reinen Form kleinsten Widerstandes unzweckm��ig; andererseits war die Walzenform mit stumpfen Hauben an beiden Enden der Erzielung h�herer Geschwindigkeit sehr hinderlich. Die praktische L�sung, die sowohl g�nstige Auftriebsverteilung als auch aerodynamisch g�nstige Form brachte, ergab sich durch schnittige Ausbildung des Vor- und Hinterschiffs bei Einschaltung eines mehr oder weniger langen zylindrischen Mittelteils.

2. Verlegung des Laufgangs ins Innere des Schiffsk�rpers. Abgesehen von der Verminderung der Konstruktionsh�he und des Luftwiderstandes gegen�ber dem au�enliegenden Laufgang bot sich die M�glichkeit einer besseren Raumausnutzung. Von besonderem Werte war auch die Erzielung einer besseren dynamischen Hubkraft (Drachenwirkung des Schiffsk�rpers). Vorbedingung war eine gefahrlose Gasabf�hrung von den Ueberdruckventilen der Gaszellen nach au�en (s. unten).

3. Einfache D�mpfungs- und Steuerfl�chen. Die weit ausladenden Kasten- und F�cherfl�chen mit ihren Tr�gern und Verspannungen ergaben einen erheblichen Widerstand, waren jedoch notwendig, so lange die ung�nstige Heckform eine starke Wirbelbildung am Hinterschiff bewirkte, die der Steuerwirkung sehr sch�dlich war. Erst die schlanke Ausbildung des Hinterschiffs gew�hrleiste den g�nstigen Luftabflu�, der die Vorbedingung f�r gute Wirkungsweise einfacher Steuerfl�chen ist.

4. Einfacher Schraubenantrieb. Die Vereinfachung des Antriebs durch Stirnrad�bersetzung (Vermeidung des doppelten Kegelradantriebs mit langer Welle bei seitlich am Schiff angebrachten Luftschrauben) bedeutete, abgesehen von der Verminderung der Kraftverluste in der Uebertragung, eine wesentliche Erh�hung der Betriebssicherheit. Die bei scharfen Landungen vorhandene Gefahr der Besch�digung der starren Kraft�bertragung zwischen Gondel und Schiffsk�rper wurde vermieden. Die weit ausladenden, w�hrend der Fahrt kaum zug�nglichen Schraubenb�cke mit ihrem nicht unerheblichen Luftwiderstand fielen weg. Die Durchf�hrung des direkten Schraubenantriebs bei den unter dem Schiffsk�rper h�ngenden Maschinengondeln war erst m�glich nach Verlegung des Laufgangs ins Schiffsinnere, da der Schraubendrehkreis bei den stets wachsenden Ausma�en der Schrauben einen sehr gro�en Abstand der Gondel von der unteren Kante des Laufgangs und somit gro�e Bauh�he des Schiffes n�tig gemacht h�tte.

5. Unstarre Gondelaufh�ngung. Die feste Verbindung zwischen Schiffsk�rper und unteren Gondeln gab vielfach bei harten Landungen zu schweren Besch�digungen des Gerippes und Schiffsverlusten Anla�. Nachdem infolge Anwendung des einfachen Schraubenantriebs die genannte starre Verbindung nicht mehr notwendig war, stand einer weitgehenden Trennung von Tragger�st und Maschinengondeln, die bei harten Landungen am meisten gef�hrdet sind, durch unstarre Aufh�ngung derselben nichts im Wege. Nun kam bei Bodenber�hrung des Schiffs die Entlastung des Tragek�rpers um das Gewicht der schweren Maschinengondeln zur Wirkung. Die starken St��e wurden von den Maschinengondeln zuerst abgefangen. Um das Verholen des Schiffes am Erdboden zu erleichtern und um eine weitere Pufferwirkung zu[404] erzielen, wurden zwischen Gondel und Gerippe auswechselbare Knickstreben eingebaut, deren Fertigkeit geringer ist als diejenige des Gerippes, so da� bei normalen Landungen eine Harre Verbindung hergestellt ist, w�hrend bei schweren Landungen die Knickstreben einen Teil der lebendigen Kraft aufnehmen.

6. Seitengondeln. Durch diese wurde eine g�nstige Verteilung der Schraubendrehkreise an der unteren H�lfte des Schiffsquerschnitts erreicht. Die einzelnen Schrauben beeinflussen einander durch die wirbelhaltigen r�ckw�rtigen Schraubenstr�me nicht, was f�r die Wirkungsweise der Schrauben und somit f�r die Schiffsgeschwindigkeit von gro�er Bedeutung ist. Auch geben die Seitengondeln die M�glichkeit des Man�vrierens mit Maschinen an der Erde bei Landungen, Aufholen des Schiffes in Hallenrichtung bei Querwind u.s.w.

7. Vergr��erung des Gasraumes. Eine wichtige Erfahrung beim Starrluftschiffbau war die Tatsache, da� das Verh�ltnis von Nutzlast zum Rauminhalt (und somit zur Gesamtlast) mit wachsendem Ausma� des letzteren rasch ansteigt. Hand in Hand mit der Erh�hung der prozentualen Nutzlast steigert sich die erreichbare gr��te H�he.

8. Steigerung der Geschwindigkeit. Die wachsende Nutzlast erlaubte den Einbau st�rkerer Motoren (s.d.), deren Entwicklung mit derjenigen des Luftschiffs gleichen Schritt hielt. Hierdurch stieg sowohl die Geschwindigkeit als auch die dynamische Hubkraft der Schiffe (s. Navigation im Luftfahrzeug). F�r die Geschwindigkeitserh�hung waren ferner von gr��ter Bedeutung: weitere Herabminderung des Formwiderstandes des Schiffsk�rpers (s. oben) und der Gondeln; m�glichste Beseitigung von Nebenwiderst�nden (Verspannungen, Ruderquadranten, K�hler u.a.) durch Verlegung ins Schiffsinnere oder g�nstige Verkleidung; Vereinfachung der Gondelaufh�ngung. Der Reibungswiderstand wurde durch Cellonierung und die Art des Auflegens der Au�enh�lle verringert.

9. Verwendung hochwertiger Baustoffe. Als Baustoffe f�r das Gerippe bew�hrten sich Duraluminium und Holz. Letzteres, das bei kleinen Kr�ften hinsichtlich Gewicht und Festigkeit sehr g�nstig ist, wird bei der dauernden Vergr��erung der Schiffe allm�hlich in den Hintergrund gedr�ngt (s. unten). Konstruktionen aus anderen Baustoffen (Elektron u.a.) wurden auf deutschen Werften eingehend berechnet und gepr�ft, erwiesen sich jedoch aus Gr�nden chemischer, physikalischer oder technischer Natur als nicht brauchbar. Versuche mit Stahl erlauben noch kein abschlie�endes Urteil. Die Gaszellen der ersten Schiffe bestanden aus gummiertem Baumwollstoff, der bei Freiballon und Pralluftschiff sich bereits gut bew�hrt hatte. Aus Gr�nden der Gewichtsersparnis ging man bald zur Goldschl�gerhaut �ber, die in sieben Lagen �bereinander geklebt wurde. Da reine Goldschl�gerhaut den zu Heilenden Anspr�chen an Fertigkeit und Widerstandsf�higkeit nicht gen�gte, vereinigte man die Vorz�ge der Goldschl�gerhaut (Gasundurchl�ssigkeit) und des Baumwollstoffs (Festigkeit) durch Aufkleben einer dreifachen, sp�ter zweifachen Hautschicht auf Stoff (Stoffhaut). W�hrend des Krieges verwendete man au�er der schwer zu beschaffenden Goldschl�gerhaut auch andere besonders pr�parierte D�rme. Zum Sch�tze gegen Feuchtigkeit wird die Stoffhaut gefirni�t. Die f�r die Haltbarkeit der Haut g�nstigste Luftfeuchtigkeit betr�gt 60–80%. Um das Gewicht noch weiter herunterzudr�cken, ersetzte man zuletzt den Baumwollstoff (Festigkeit in Kette 910, in Schu� 770 kg/m) durch Seide (Fertigkeit in Kette 800, in Schu� 740 kg/m). Die Gewichte in Gramm/Quadratmeter der von der Ballonh�llengesellschaft Tempelhof (und in Lizenz von A. Riedinger, Augsburg) hergestellten Zellenstoffe waren:


alte Stoffhautungefirni�t158,gefirni�t178
neue Stoffhautungefirni�t128,gefirni�t142
Seidenhautungefirni�t105gefirni�t120.

10. Sicherung des Schiffes in der Luft. Die Sicherung in der Luft bezieht sich in erster Linie auf Unsch�dlichmachung des ausstr�menden F�llgases (Wasserstoff). Das Gas wird heute allgemein durch Sch�chte nach dem R�cken des Schiffes abgef�hrt und somit gef�hrliche Knallgasbildung im Laufgang in der N�he von Gondeln und Motoren vermieden. Auch der Raum zwischen Gaszellen und Au�enh�lle ist in normalem Zustande v�llig gasfrei. Str�mt bei Verletzungen der Zellen Gas in diesen Zwischenraum, so wird es durch besondere Entl�ftungshauben ins Freie geleitet. Eine weitere Gefahrenquelle bildet die atmosph�rische Elektrizit�t Um pl�tzliche Spannungsausgleiche (Blitz) unsch�dlich zu machen, werden selbst die kleinsten Metallteile des Schiffes leitend miteinander verbunden (auch wegen Aufladung des Gerippes bei Anwendung der drahtlosen Telegraphie notwendig). Da� die Blitzgefahr nicht so gro� ist, wie meist angenommen wird, erstellt daraus, da� nur zwei F�lle von Zerst�rung in der Luft durch Blitz mit Sicherheit festgestellt sind, w�hrend des �fteren Einschl�ge in das Schiff ohne nachteilige Wirkung f�r dieses beobachtet wurden. Hingewiesen sei ferner auf Erh�hung der Sicherheit infolge Durchbildung der Konstruktion aller Einzelteile (Tr�gerprofile, Knotenpunkte, Verspannung, Steuer-, Ballast-, Ventilanlagen, Apparate f�r Befehl�bermittlung u.a.). Ueber Funkentelegraphie im Luftfahrzeug s.d.

11. Sicherung des Schiffes am Erdboden. Diese wird durch die n�tigen Haltevorrichtungen am Schiff (Hauptverankerung, Wurfleinen, Knebeltaue, Halteger�ste, Handhaben an den Gondeln, Luftpuffer) und am Erdboden (Laufkatzen) sowie durch den Ausbau der Hafenanlagen (s. unter Hafen f�r Luftfahrzeuge) gew�hrleistet. Alle Errungenschaften der letzten Jahre entstanden im Wettbewerbe der vom Grafen Zeppelin1 und von Geheimrat Sch�tte2 ins Leben gerufenen Werften (Luftschiffbau Zeppelin, G.m.b.H., Friedrichshafen und Staaken; Luftfahrzeugbau Sch�tte-Lanz, Mannheim-Rheinau und Zeesen b. K�nigswusterhausen).[405]


Luftschiff

[406] Zeppelin (Z)-Luftschiffe.

Nachdem das starre Luftschiff nach jahrzehntelanger, rastloser Arbeit des Grafen Zeppelin seine Existenzberechtigung �berhaupt bewiesen hatte, war der Ausbau im einzelnen bis zur heutigen Vollkommenheit das Werk weniger Jahre. Die Entwicklung der Form des Schiffsk�rpers zeigen die Schattenrisse der wichtigsten Typschiffe (Fig. 1). Der Laufgang wurde bei LZ 18 (1913) erstmals ins Innere des Schiffsk�rpers verlegt; diese Anordnung erscheint bei LZ 36.(1915) wieder und wird nun st�ndig beibehalten. Die einfachen D�mpfungs- und Ruderfl�chen treten zuerst bei LZ 25 (1914) auf.

Den Uebergang vom Kegelradgetriebe (seitliche Schraubenb�cke am Schiffsk�rper) zum Stirnradgetriebe (Schraube am hinteren Ende der Gondel) brachte LZ 26 (1914). Bei diesem Schiff ist die vordere Gondel mit einem Stirnradgetriebe ausger�stet, LZ 38 (1915) hat die Neuerung der hinteren Dreimotorengondel, wobei ein Motor auf Stirnradgetriebe arbeitet. Von LZ 93 (1917; vgl. Fig. 2 : LZ 95 = Marineluftschiff L 48) ab wird nur noch das Stirnradgetriebe verwendet; in der hinteren Gondel arbeiten zwei Motoren auf eine Schraube. Typ LZ 112 (1918) hat bei vier Schrauben (seitliche Gondeln) direkten Antrieb ohne Zwischenschaltung einer Untersetzung. Zwei Seitengondeln, au�er den beiden unteren Motorgondeln, erscheinen erstmals bei LZ 62 (1916); zwei weitere folgen bei LZ 112. Die Passagierkabine, fr�her mittschiffs gelegen, ist bei dem neuesten Verkehrsluftschiff LZ 120 (1919, Fig. 3) mit der F�hrergondel zu einem Ganzen vereinigt; die bisher unmittelbar an die F�hrergondel angeschlossene vordere Motorgondel fiel weg. Die Vergr��erung des Gasraumes und der Au�enma�e geht aus der Tabelle I (s. S. 406) hervor. Der Inhalt stieg auf mehr als das Sechsfache, L�nge und Durchmesser auf das Doppelte. Die Nutzlast, die noch zu Anfang des Krieges unter 0,50 kg/cbm betrug, �berschritt bei den neuesten gro�en Z-Schiffen bereits 0,75 kg/cbm. Dies bedeutet z.B. bei einem 80000-cbm-Schiff eine Nutzlast (Betriebsmittel, Fahrpersonal, Fahrg�ste, Zuladung) von mehr als 60000 kg. Die erreichbare H�he des voll ausger�steten Schiffes betr�gt heute mehr als 7000 m.

Entsprechend der Durchbildung der Schiffsform, der Beseitigung von Nebenwiderst�nden und der erh�hten Leistung wuchs die Geschwindigkeit auf ungef�hr 37 m/Sek. (130 km/Stde.).

Die Abf�hrung des bei Temperaturerh�hung oder bei Steigen des Schiffes durch die Ueberdruckventile ausgesto�enen F�llgases nach au�en erfolgt durch Gassch�chte (erstmals und nach der Seite bei LZ 22, 1914), durchweg und in der heutigen Art zwischen den Zellen (nach dem R�cken des Schiffes bei LZ 62, 1916); fr�her wurde das Gas in den Zwischenraum zwischen Zellen und Au�enh�lle geleitet, von wo es durch die Au�enh�lle ins Freie diffundiert. Das von[407] Zeppelin zuerst als Baustoff f�r das Gerippe benutzte Aluminium, wurde sp�ter durch das g�nstigere Duraluminium ersetzt.

Sch�tte-Lanz-(SL)-Luftschiffe.

Das Versuchsluftschiff SL I (1911) hatte als wesentliche Merkmale die g�nstige Schiffsform (s. Fig. 4), unstarre Gondelaufh�ngung, Schrauben mit Stirnrad�bersetzung am hinteren Ende der Gondeln, seit 1912 auch einfache Ruder- und D�mpfungsfl�chen. Bei SL 2 (1914, Fig. 5) kamen die seitlichen Gondeln, der innenliegende Lauf gang, Gasabf�hrung durch Sch�chte nach dem R�cken des Schiffes neu hinzu. Die erstmalige Vereinigung dieser die SL-Schiffe kennzeichnenden Eigenschaften, die Geheimrat Sch�tte bereits seit Jahren vertrat und die heute bei allen praktisch erprobten Typen der Starrluftschiffe des In- und Auslandes zu finden sind, bedeutet einen wesentlichen Fortschritt in der Entwicklungsgeschichte des Luftschiffbaus.

Der Schwerpunkt der weiteren Entwicklung der SL-Schiffe (s. Tabelle II, S. 406) liegt, wie bei den Z-Schiffen, in der Steigerung des Rauminhaltes und der Motorleistung, der Durchbildung der Einzelkonstruktionen und vor allem in der Hochz�chtung des Baustoffs. Das Prinzip der Verwendung furnierten Holzes wurde von dem Ingenieur Karl Huber (Huber-Pressen) �bernommen. Das rautenf�rmige Tr�gersystem des SL 1 wurde bereits beim zweiten Schiff durch ein reines L�ngsspantensystem mit Querringen ersetzt. Die Versuche zur Vervollkommnung der Holzbearbeitung f�hrten bei Sch�tte-Lanz zu[408] neuen Herstellungsmethoden f�r Leime, Lacke und Holzimpr�gnierung. Es wurde vollkommene Wetterbest�ndigkeit und hohe Festigkeit der Holztr�ger erzielt. Die Leistungen der SL-Schiffe hinsichtlich Geschwindigkeit, Nutzlast und Steigh�he entsprechen denjenigen gleichaltriger Z-Schiffe. W�hrend bisher den Ger�sttr�gern bei Z und SL als Konstruktionsteile Winkel und Platten zugrunde lagen, brachte Sch�tte-Lanz in letzter Zeit, von seinem bisherigen Baustoff abgehend, als Tr�ger f�r ganz gro�e Schiffe eine Neukonstruktion aus Duraluminiumrohr heraus.

Besondere Einzelleistungen deutscher Starrluftschiffe: Fahrt des L 59 (Z) von Jamboli (Bulgarien) nach Chartum und zur�ck vom 21. bis 25. November 1917; Fahrdauer 95 Stunden, Fahrstrecke �ber 7000 km, 22 Mann Besatzung, 11 t Zuladung (Munition, Arzneimittel zur Hilfeleistung f�r die Truppen in Deutsch-Ostafrika), Betriebsmittelvorrat bei Landung noch f�r 21/2 Tage. Aufkl�rungsfahrt eines SL-Schiffes in der Ostsee von Seddin bei Stolp i. P. bis Reval am 16.–17. Oktober 1917; Fahrtdauer 31 Stunden zum Teil in H�hen �ber 4500 m. Aufkl�rungsfahrt eines Z-Schiffes in der Ostsee von K�nigsberg i. Pr. aus; Fahrtdauer 106 Stunden.

Pralluftschiff.

Mit den steigenden Anforderungen an Gr��e und Leistungen verschwanden die meisten Luftschiffsysteme unstarrer und halbstarrer Bauart; nur die Parseval3-Luftschiffe, die schon vor dem Kriege in gr��erer Anzahl gebaut und f�r manche ausl�ndische Systeme vorbildlich waren, wurden w�hrend des Krieges durch die Luft-Fahrzeug-Gesellschaft weiter entwickelt (s. Tabelle III, S. 411, und Fig. 7) und hatten beachtenswerte Erfolge zu verzeichnen.

Die Einf�hrung zweier wesentlicher Verbesserungen, der Trajektoriengurte und Querschotte, erlaubte die Steigerung des Rauminhaltes und damit der Leistungsf�higkeit. Die Trajektoriengurte sind aus Hanf gewebte B�nder, die quer �ber den Ballonk�rper nach dem Gesetz der Spannungstrajektorien gelegt und in Schlauchh�llen gleitend oder geklebt festgehalten werden. Ihr Verlauf folgt der Richtung der gr��ten Spannung an der betreffenden[409] Stelle. Diese B�nder verst�rken die H�lle derart, da� die regelm��ige Form gewahrt bleibt. Die Unterteilung des Gasraumes der Querschotten war vor allem n�tig, um gef�hrliche Druckunterschiede bei Schr�glagen zu vermeiden. Die Anzahl der Querschotten w�chst mit der Gr��e des Schiffes: PL 25 (Fig. 8) hatte ein Querschott, das den Gasraum in zwei gleichgro�e R�ume teilte, bei PL 27 (Fig. 9) teilen drei Querschotten den Gasraum in vier Abteilungen. Die wachsende Anzahl der Motoren bedingte eine Trennung von F�hrer- und Motorgondeln. Die Anordnung bei PL 27 (1916) entspricht derjenigen moderner Starrschiffe. Auch die P-Schiffe waren, wie die Z- und SL-Schiffe, in den letzten Jahren nur mit Maybach-Motoren ausger�stet. Mit der Einf�hrung mehrerer Gondeln war die Notwendigkeit eines Laufganges gegeben. Dieser, aus gelenkig miteinander verbundenen Gestellen bestehend, dient einerseits dem Verkehr und der Unterbringung der Nutzlast, andererseits bildet er eine wichtige L�ngsversteifung der elastischen H�lle. Der H�llenstoff (dreifach diagonal) besteht aus drei Stofflagen; bei den �u�eren Lagen l�uft die Kette l�ngsschiffs, bei der Zwischenlage unter 45� hierzu geneigt. Die Zerrei�festigkeit betr�gt in Kette und Schu� 2000 kg/m. Die Gasundurchl�ssigkeit wird durch zwischenliegende Gummischichten bewirkt. Die Sicherheitsvorrichtungen (Gasventile, Luftklappen und Druckregler), die zur Beibehaltung des vorgeschriebenen Innendrucks dienen, erlauben Steig- und Fallgeschwindigkeiten von �ber 10 m/Sek. Die Druckregelung geschieht in weitgehendem Ma�e automatisch.

Die H�henleistung eines Pralluftschiffes ist durch die Gr��e der Luftballonette bestimmt. Bei PL 27 fassen die Ballonette in gef�lltem Zustande[410] 52% des Gasraumes. Soll das Schiff nach Erreichen seiner gr��ten H�he auch noch am Erdboden man�vrierf�hig bleiben, so mu� also die Gasf�llung bei Landung noch rund 50% betragen; dies entspricht einer Prallh�he von ca. 4500 m.

Die Geschwindigkeit der neuesten P-Luftschiffe betr�gt 25 m/Sek. Um das Einbeulen der Spitze durch den gro�en Staudruck zu vermeiden, ist diese durch meridional laufende Aluminiumrohre versteift. D�mpfungs- und Ruderfl�chen sind denjenigen der Starrluftschiffe �hnlich; sie sind durch zug- und druckfeste St�be abgest�tzt. Der bei kleinen Pralluftschiffen gegen�ber dem Starrluftschiff nicht unwesentliche Vorteil rascher Abr�stbarkeit im Freien ist bei den heutigen Abmessungen kaum mehr vorhanden, auch der Vorzug des kleineren Eigengewichts f�llt weg. Nachteilig ist die M�glichkeit der Deformierung der H�lle bei unvorhergesehenen Gasverlusten, die das Schiff man�vrierunf�hig macht. Weist die Entwicklung des Starrluftschiffes notwendig auf eine weitere Vergr��erung des Rauminhaltes zwecks Steigerung seiner F�higkeiten, so treten die g�nstigen Eigenschaften des Pralluftschiffes bei kleineren und mittleren Abmessungen am besten zutage.

Ausland.

In den letzten Jahren entwickelte England seinen Luftschiffbau zu bemerkenswerter H�he. Neben kleinen Pralluftschiffen, die in gro�er Zahl zum K�stenschutz verwendet wurden, baute man Starrluftschiffe, deren Entwicklung (mit dem n�tigen Zeitabst�nde) v�llig derjenigen des deutschen Starrluftschiffbaues folgte. Als Baufirmen werden genannt: W.S. Armstrong Withworth & Co. Ltd. Short, Bradford; Vickers & Son, Barrow. Die Motoren entsprechen dem deutschen 240-PS-Maybach-Motor (»Beardmore-Maybach«, »Wolseley-Maybach«).

Das Gerippe des �lteren Typs (R 29) weist wenig Unterschiede gegen�ber dem Gerippe der Z-Schiffe auf; im innenliegenden Laufgang sind Bomben, Benzin, Ballast untergebracht. Laufgang, einfache Ruder- und D�mpfungsfl�chen, Gondelaufh�ngung entsprechen dem SL-Typ. Es sind, wie bei den �lteren Z-Schiffen, zwei untere Maschinengondeln vorhanden. An die vordere derselben ist der F�hrerraum angeschlossen. Die Gondeln haben eine sehr gro�e Bauh�he. Die vierfl�geligen Holzschrauben sitzen auf seitlichen Auslegern und sind umlegbar, so da� sie als Hubschrauben benutzt werden k�nnen.

Der neuere Typ (R 33) hat folgende Abmessungen: L�nge 204 in, gr��ter Durchmesser 24 m, Rauminhalt 56600 cbm, Geschwindigkeit 112 km/Stde., Gewicht 30 t, Nutzlast 30 t, 5 Motoren zu je 250 PS., zusammen 1250 PS., 23 Mann Besatzung. Er entspricht also dem vorletzten Kriegstyp der deutschen Starrluftschiffe. Dies gilt auch f�r die Schiffsform, Steuerung, Gasabf�hrung, Gondelanordnung (zwei untere, zwei seitliche Motorgondeln mit unmittelbarem Schraubenantrieb). Die Leistungen stehen hinter denen der deutschen Luftschiffe zur�ck (Nutzlast 53% gegen 75%, Geschwindigkeit 31 m/Sek. gegen 37 m/Sek.). Ein Schiff dieses Typs (R 34) �berquerte als erstes den Atlantischen Ozean. Die Reise England–Nordamerika (2. bis 6. Juli 1919) dauerte 106 Stunden, die R�ckfahrt (10. bis 13. Juli 1919) 75 Stunden.

Amerika hat noch keine Starrluftschiffe in Fahrt; Versuche mit Pralluftschiffen f�hrten zu verschiedenen schweren Ungl�cksf�llen.

In Frankreich mu�te der Luftschiffbau nach anf�nglichen Anstrengungen auf dem Gebiete der halbstarren und Pralluftschiffe bald hinter der Flugzeugindustrie v�llig zur�cktreten.

Italien baute und verwendete im Kriege eine gr��ere Anzahl von Pralluftschiffen. Von den �brigen Kulturstaaten interessiert sich in neuester Zeit Holland f�r den Luftschiffbau.

Vgl. a. Luftfahrt (Instrumente), Luftverkehr, Milit�rluftfahrt, Motoren f�r Luftfahrzeuge, Navigation im Luftfahrzeug.


Luftschiff

Literatur: Basenach, Bau und Betrieb von Pralluftschiffen, Frankfurt a.M.-Leipzig 1912. – Haas & Dietzius, Stoffdehnung und Form�nderung der H�lle von Pralluftschiffen (Luftfahrt und Wissenschaft, Heft 4). – Jahrb�cher der Motorluftschiff-Studiengesellschaft. – Zeitschrift f�r Flugtechnik und Motorluftschiffahrt.

Helffrich.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 8., Fig. 9.
1Graf Ferdinand v. Zeppelin, geb. 8. Juli 1838 zu Konstanz a. B., gest. 8. M�rz 1917 zu Charlottenburg.
2Johann Sch�tte, geb. 26. Februar 1873 zu Oldenburg, Geh. Regierungsrat und ordentl. Professor f�r Schiffbau an der Techn. Hochschule Danzig, 1917 Dr.-Ing. h. c. der Techn. Hochschule Charlottenburg.
3August v. Parseval, Major, geb. 5. Februar 1861. 1909 Dr.-Ing. h. c. der Techn. Hochschule M�nchen, 1910 Dr. phil. h. c. der Universit�t Erlangen.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 404-412.
Lizenz:
Faksimiles:
404 | 405 | 406 | 407 | 408 | 409 | 410 | 411 | 412
Kategorien:
�hnliche Eintr�ge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Jenny

Jenny

1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religi�ser Orthodoxie zun�chst gegen die Liebe, um sp�ter tragisch eines besseren belehrt zu werden.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch bl�ttern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Gro�e Erz�hlungen der Sp�tromantik

Gro�e Erz�hlungen der Sp�tromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 gro�e Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religi�sen sind die Themen der Sp�tromantik. Michael Holzinger hat elf gro�e Erz�hlungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon